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Drei Ehen

 

Autor Gideon Böss
Besetzung

2D/2H (+ 1D/1H im Off)

  frei zur UA

 

Da das Verwaltungsgebäude, in dem das Standesamt untergebracht ist, renoviert wird, ist diese Behörde temporär in den Gebäudekomplex des Amtsgerichts umgezogen. Dort treffen nun ein scheidungs- und ein heiratswilliges Paar im Wartezimmer aufeinander. Da wären Yvonne (47) und Rüdiger (48) Weiher, die seit 24 Jahren verheiratet sind und sich, wie Yvonnes meint, längst auseinandergelebt haben. Rüdiger hingegen hegt bis zum Schluss Hoffnung, dass sich die Scheidung verhindern lässt. Auch jetzt noch. Er ist ein mehrfach gescheiterter Unternehmer, der mittlerweile auf Unternehmensberater umgeschult hat. Sie ist Chefin eines Reisebüros, das ihrer Meinung nach alles hat, was der Ehe fehlte: Zuverlässigkeit, Skandalfreiheit und Erfolg. Das junge Glück im Wartezimmer besteht hingegen aus Susi Kowalski (24) und Lukas Behrendt (27). Sie wollen heiraten. Unbedingt, beide. Susi arbeitet bei der Stadtreinigung. In der Pressestelle. Und Lukas? Studiert ein Orchideenfach und versteht die Anspielungen nicht, warum Susi dann wohl Alleinverdienerin bei ihnen sein wird.

Das Scheidungs- und das heiratswillige Paar warten und warten. Aber immer wieder bitten mal der Familienrichter und mal die Standesbeamtin um Geduld, dass sich der Termin leider noch etwas verschiebt. Bis den vieren ganz langsam dämmert, was der Grund für die Verzögerungen ist. Familienrichter Werner Bauer (60), zuständig für Scheidungen, ist der Mann von Standesbeamtin Erika Bauer-Koch (57), deren zerrüttete Ehe gerade auf den Fluren der Behörde ihr endgültiges Ende findet. Beide sind niemals zu sehen – aber zunehmend penetranter zu hören. Wie werden die vier im Wartezimmer darauf reagieren, dass sie heute nicht ihr Ja-Wort beziehungsweise ihr „War doch nichts, ich würde meinen Partner gerne zurückgeben“-Wort sprechen dürfen?

Aber wollen sie das überhaupt noch? Tatsächlich schwindet Yvonnes Überzeugung, dass die Scheidung nötig ist, während Rüdiger eine Idee hat, wie Susi und Lukas heute trotzdem noch in den Hafen der Ehe einfahren können, während auf dem Flur gerade Vasen zu Bruch gehen…

 

Gideon Böss, geboren 1983 in Mannheim, ist Buch- und Theaterautor. Über sein Sachbuch „Deutschland, deine Götter – Eine Reise zu Kirchen, Tempeln, Hexenhäusern“ befand Feridun Zaimoglu: „Ein ungewöhnlicher Deutschlandführer und ein wichtiges Buch zum Verständnis unseres Landes. Man liest und staunt und fühlt sich bestens unterhalten.“ Neben Sachbüchern, veröffentlicht Böss auch (oft satirische) Romane wie etwa „Die Nachhaltigen“ oder „Irren ist göttlich“.