Bad Soden vorher und nachher: 1914
Olga Martynova / Oleg Jurjew (1958-2018)
frei zur UA
1D/1H
In Bad Soden überrascht der Erste Weltkrieg die russischen Kurgäste – darunter zwei sehr junge Menschen: Einen revolutionär gestimmten Juden aus einem Stetl und ein Mädchen aus „gutem Hause“. Ihre beginnende Liebe hätte keine Chance – doch der Krieg hebt einiges auf…
Das Stück verwendet authentische Zeitdokumente, die bezeugen, wie schnell Nationalismus, Hass und Chauvinismus wach werden und wie dünn die Schicht der Zivilisation ist.
Im Rahmen des Programms TRANSIT BEWEGT RHEIN-MAIN, von der Gemeinnützigen Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH gefördert, stellten Olga Martynova und Oleg Jurjew das Werk 2016 in Bad Soden vor.
Oleg Jurjew wurde 1959 in Leningrad geboren und starb 2018 in Frankfurt am Main. Sein erster Lyrikband „Gedichte über den himmlischen Schatz“ erschien 1989. 1991 übersiedelte Oleg Jurjew mit seiner Familie nach Deutschland. Theaterstücke wie „Kleiner Pogrom am Bahnhofsbuffet“ wurden ins Deutsche übersetzt und auf die Bühnen gebracht. Schrieb Jurjew in russischer Sprache inspirierte seine Poetologie Autorinnen/Übersetzerinnen wie die Büchner-Preisträgerin Elke Erb. Im Laufe der Zeit begann Jurjew selbst russische Texte ins Deutsche zu übersetzen und auch eigene Texte in deutscher Sprache zu publizieren. Bei Suhrkamp erschienen ab 2002 Romane wie „Spaziergänge unter dem Hohlmond“, „Der neue Golem oder Der Krieg der Kinder und Greise“ oder „Die russische Fracht“. Zu den gemeinsam mit Olga Martynova verfassten Werken gehört auch „Zwanzig Facetten der russischen Natur“.
Olga Martynova wurde 1962 bei Krasnojarsk in Sibirien geboren. In Leningrad aufgewachsen studierte sie russische Sprache und Literatur. 1991 zog sie nach Deutschland. Sie schreibt sowohl in russischer als auch in deutscher Sprache und erweist sich sowohl als Herausgeberin, Übersetzerin und Autorin immer wieder als Expertin u. a. für inoffizielle literarische Öffentlichkeiten zur Zeit der Sowjetunion.
2010 erschien ihr Romandebüt „Sogar Papageien überleben uns“ (Droschl) und schaffte es auf Anhieb auf die Longlist des Deutschen Buchpreises. Auf den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (2011) folgte 2012 der Gewinn des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs mit einem Auszug aus ihrem Roman „Mörikes Schlüsselbein“ (Droschl). Ihr dritter Roman „Engelherd“ erschien 2016 bei S. Fischer, 2018 ihr Essayband „Über die Dummheit der Stunde“ ebendort.
2015 erhielt Olga Martynova den Berliner Literaturpreis und hatte die Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik an der FU Berlin inne.