Eine Frage der Geographie
Profil
Autor*innen |
John Berger, Nella Bielski |
Damen | 2 |
Herren | 7 |
Übersetzer | Lothar Baier |
Bereich | Sprechtheater |
Genre | Schauspiel |
Synopse
Nella Bielski und John Berger siedeln das Werk im Juni/Juli/August 1952, zehn Monate vor Stalins Tod, in Magadan/Kolyma an. Inmitten einer unvorstellbar weiträumigen, zum Lagersystem („Gulag“) umfunktionierten Landschaft, beschränkt sich der Handlungsort auf Daschas Zimmer. Als „Mitglied einer Familie von Volksfeinden“ war Daria Petrowna Petrowa (Dascha) von 1937 bis 1947 inhaftiert gewesen. Ihren Mann musste sie seit 1937 für ein Opfer der Massen-Exekutionen halten. Nun steht ein Brief von ihm im Raum: Sie solle ihn weiter für tot halten, so komme sie der Wirklichkeit näher. Sie fristet ihr Leben als Verbannte, unter permanenter Todesdrohung, in Magadan. Jedes Sprechen hier ist der Gefahr eines plötzlichen Abbruchs, eines Verschwindens und Vergessens ausgesetzt. In dieser Situation ein „Familienbild“ zu bauen, das Lebende, Tote, lebende Tote/Vergessene integriert, ist eine der unausgesprochenen Sisyphos-Aufgaben von Dascha und ihren Gefährt*innen. „Über uns wird es nie einen Film geben“ … Im Vollbewusstsein des eigenen Vergessenseins Bilder der Erinnerung entwerfen, wenngleich die eigene Rede im Panik-Modus nicht die Namen derer fassen kann, die plötzlich „abgeholt“ werden: Eine „junge Frau“ bleibt schmerzhaft namenlos, die Frage nach ihrem Namen unterbleibt. Ob Dascha, wenn sie „abgeholt“ wird, gemeinsam mit denen, die noch „im Bild“ sind, auch an die Namenlose erinnert?
Agence France-Presse nach der UA in Marseille: „Ein Stück von internationalem Rang ist geglückt.“