plus null komma fünf windstill
Profil
Autoren | Maria Kilpi |
Damen | 2 |
Übersetzer | Stefan Moster |
Bereich | Sprechtheater |
Genre | Schauspiel |
Synopse
„’sämtliche im text herrschenden wetterlagen sind fiktiv. eventuelle übereinstimmungen mit wetterlagen, die tatsächlich geherrscht haben, sind zufällig und nicht intendiert.‘ Diese Erklärung eröffnet den behutsam protokollierten Paarlauf zweier Frauen auf dem finnischen Land, an der Grenze zu Russland. Eine junge Frau besucht die frisch verwitwete Großmutter in ihrer neuen kleinen Wohnung. Scheinbar eins zu eins werden Ausschnitte aus zwei gemeinsamen Tagen, dem Abend vor Heiligabend und Heiligabend selbst, geschildert. Ob vom Wetter die Rede ist, vom Gerstenbrot, von Omas Ausflug mit dem Quecksilberklub ins Glasmuseum von Riihimäki: Die Dinge kommen so leichthändig wie einsilbig daher – sie sind vertraut von klein auf. Als von der Kriegszeit gesprochen werden soll, möchte das Mädchen die Erinnerungen der alten Frau mit der Videokamera dokumentieren. Aber sie weicht aus. Näher ist ihr der verstorbene Mann, der zuweilen als Dritter im Raum steht – ob nun die Enkelin in seinem Kalender blättert, worin er jahraus, jahrein die Tagestemperaturen verzeichnet hat, oder seine Witwe sich ausmalt, wie er zum Rauchen in den Keller ging. Schließlich wird das Mädchen alleine zur Bushaltestelle laufen, um zurück nach Helsinki zu fahren. Maria Kilpi gelingt in ihrem Stück ein einfühlsames Portrait der Begegnung zweier Generationen, das in seiner realistischen Schilderung wie aus dem Leben gegriffen erscheint. Zugleich reflektiert die Autorin in ihrem Text Mechanismen des Erinnerns und die Probleme bei der Dokumentation von Erinnerung und weist dabei thematisch weit über den Einzelfall hinaus. Ausgezeichnet mit dem Theatertreffen-Förderpreis für neue Dramatik 2007, gestiftet von der Bundeszentrale für politische Bildung.