ROM – Die lange Rückkehr in den Westen
Profil
Autoren | Przemysław Zybowski |
Damen | 1 |
Herren | 3 |
Bereich | Sprechtheater |
Genre | Schauspiel |
Synopse
Migrationshintergrund oder -vordergrund, wer und was entscheidet darüber? In Karlsruhe in einem humanistischen Gymnasium ist Bronek, der Protagonist des Stückes, über neun Jahre der einzige Ausländer. Jahre später will er mit Hilfe seines ehemaligen Mitschülers Clemens als Moderator, einem wohlbehüteten und zunächst geschichtsunbewussten Westdeutschen, seine Geschichte und die seiner Eltern in Bezug auf nationale und europäische Identitätsbildung erzählen. Nach der Ausrufung des Kriegszustandes Mitte der 80er Jahre in Polen waren Broneks Eltern mit seiner jüngeren Schwester nach Deutschland ausgewandert. Der Sohn, den sie zunächst als Pfand zurücklassen mussten, konnte ein Jahr später, als Neunjähriger, nachreisen. Der Wunsch nach Aussprache, Versöhnung und Aufklärung führt die Familie an den Rand der Zerstörung. Schließlich aber führt die „Katastrophe“ zum Ankommen der Familie in sich selbst und zum Ankommen der „Migranten“ in der Normalität und Selbstverständlichkeit eines in Europa liegenden Deutschlands.
Mit seinem Roman „Das pinke Hochzeitsbuch“ (Luchterhand, 2022) rückt der Autor derzeit wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit. Am 15.9.2022 las Corinna Harfouch anlässlich der Buchpremiere im Deutschen Theater aus diesem Werk, an dem Przemek Zybowski seit 2007 gearbeitet hat und das, wie sein Bühnenwerk, auch von eigenen Erfahrungen grundiert ist: Als der Kriegszustand in Polen 1984 endet von den Eltern in Polen zurückgelassen werden. Als eine Art „Pfand“ für die Machthaber?
„Rom – Die lange Rückkehr in den Westen“ (2013) wirft mit einer ganz eigenen Dramaturgie Blicke auf den so genannten „Westen“: Wie Menschen in Polen, diesem von (Möchtegern-)Großmächten immer wieder zerrissenen, 1939 von Deutschland überfallenen Land befremdet auf Deutschland und Sowjetunion/Russland blicken, mag dabei helfen, Länder wie Polen, die Ukraine, Litauen, Estland und Lettland besser wahrzunehmen und die „Sowjetunion/Warschauer Pakt“-Pauschalierung hinter sich zu lassen.