Profil
Autoren | Hans Günter Michelsen (1920-1994) |
Damen | 9 |
Herren | 1 |
Besetzungshinweis | Doppelbes. mgl. |
Bereich | Sprechtheater |
Genre | Schauspiel |
Jugoslawien-Urlaub, 4.-12. Mai 1980: SCHRUMM BUMM BUMM! SCHRUMM BUMM BUMM!!!*
„Vorsaison“ in Jugoslawien – das heißt 1980: Tito stirbt am 4. Mai und am 8. Mai reisen Helmut Schmidt, Erich Honecker, Margaret Thatcher, Saddam Hussein und viele andere Staatsfrauen und -männer an. Schließlich ist mit Tito eine Ikone der „blockfreien“ Staaten gestorben.
Vorsaison in Jugoslawien: Das soll für die Ehepaare Neckar, Lech und Lünen Urlaub sein. Herr Dux ist auch da.
Inwieweit berührt Titos Tod den Jugoslawien-Tourismus? Ein Staatsbegräbnis am Tag der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht? Sie sind im Urlaub dazu verdammt, frei nach Beckett, einen „Glücklichen Tag“ nach dem anderen zu absolvieren. Am Strand taucht immer wieder Herr Dux, also Herr Führer, auf: „Wenn du denkst, der Mond geht unter, der geht nicht unter, das scheint nur so“ – das ist sein Dauer-Hit. Herr Neckarmann schwimmt manchmal „nach drüben“ – oder doch lieber nicht. „Dickmadam“ sagt immer wieder „Grüß Gott, waren Sie schon im Wasser“. Ist die Sonne zu heiß? Ist es zu warm oder noch nicht warm genug? Wird es regnen? Inwieweit wirkt sich das Wetter auf Urlaubs-Dispo und Gesundheit aus? Ist der Mensch nicht ein Landtier, das grundsätzlich „an Land“ zu sein hat? Truthahn jedenfalls glaubt das. Einige sind der Meinung, dass die Musikauswahl bei der Überführung des Tito-Leichnams zu wünschen übrig lässt. „Mahler“ ist das äußerste Zugeständnis, zu dem man bereit wäre. Der „Trauermarsch“ (Wagner! Siegfried!) wird mit SCHRUMM BUMM BUMM durch Herrn Lünen anzitiert. Herr Lünen widmet sein SCHRUMM BUMM BUMM wohl vor allem sich selbst (Siegfried?) – insbesondere nachdem er Frau Lünen am Leben gelassen und den Schritt ins „tragische Fach“ verpasst hat. Zwar sind zwei allzu tito-freundliche Mit-Tourist*innen gerade nach wenigen Kilometern Richtung Heimat-BRD tödlich mit dem Auto verunglückt – aber das gibt noch weniger her als Titos Tod und ein verpasster Gattinnenmord. Immer wieder bricht man in Lachen aus – und weist entschieden den Anwurf zurück, man spiele Komödie. Es ist ihnen ernst mit der eigenen Lächerlichkeit: „Wenn du denkst, der Mond geht unter, der geht nicht unter, das scheint nur so“ für immer und ewig ein Evergreen? Jedenfalls kommt kein Tito-Staatsbegräbnis dagegen an.
*Evergreen einer „postheroischen“ Spießer-Avantgarde anno 1980, die noch nicht weiß, dass sie postheroisch ist. Sie lachen permanent und weisen entschieden den Anwurf zurück, sie spielten Komödie. Es ist ihnen ernst mit der eigenen Lächerlichkeit.