Profil
Autoren | Gerhard Eikenbusch |
Damen | 3 |
Herren | 10 |
Besetzungshinweis | Doppelbesetzungen möglich |
Bereich | Sprechtheater |
Genre | Jugend |
Alter | 14 |
Synopse
„Und dann drehen wir ‘n Film: Die Kaputten auf dem Weg in die Hölle.“ (Charly)
Das Jugendstück von Gerhard Eikenbusch aus dem Jahr 1981 hat einen konkreten zeitgeschichtlichen Bezugsrahmen: Einen chronischen Mangel an Ausbildungsplätzen und den Zulauf rechtsextremer (Jugend-)Organisationen wie der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ und der „Wiking-Jugend“. 1980 hatte ein rechtsextremer Terroranschlag anlässlich des Oktoberfestes in München 13 Menschenleben gefordert, viele rechtsextreme Mordanschläge waren vorausgegangen, viele weitere folgten. Die rechtsextreme Jugend-Organisation, die Eikenbusch in seinem Stück zeigt, bemüht sich um rhetorische Abgrenzung von diesem Attentat: „Keine fanatischen Aktionen mehr wie in München, sondern gezielte Maßnahmen …“ fordert „Gauleiter“ Hausmann und stellt die nationale (Bundeswehr, Industrie) und internationale („Naher Osten“) Vernetzung der „Bewegung“ in den Vordergrund. Aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts wird hier besonders deutlich eine Kontinuität sichtbar: Strategiebeflissenen Rechtsextremen gelingt es, rechtsextremen Terror als „fanatische Aktion“ von „Einzeltätern“ zu isolieren, sich selbst als „Mitte“ der Gesellschaft zu inszenieren – um schlussendlich eine solche „Mitte“ zu sein. Ein konkreter zeitgeschichtlicher Bezugsrahmen kann auch im Hinblick auf eine jeweilige Gegenwart erhellend sein.
In kurzen, eindringlichen Szenen führt das Stück vor Augen, wie schnell Menschen zu Außenseitern werden und wie langlebig die Voraussetzungen für Ausgrenzung und Radikalisierung sind: Lehrer und Rektor Henzel möchte vor allem Ruhe und Sauberkeit – und seine präventive Deeskalationsempfehlung besteht darin, das Thema Nationalsozialismus nicht so ausführlich zu behandeln. Klassenlehrer Port dagegen bemüht sich um Aufklärung, versucht Radikalisierung zu verhindern und die Schüler nicht als Mitbürger*innen zu verlieren:
Henzel lässt ein Diktat schreiben. Die Schüler*innen, ein halbes Jahr vor Ende der Schulzeit, haben gerade gelernt, wie ihr Lebenslauf auszusehen hat, jetzt sollen sie fehlerfrei veraltete Ansichten über den „künftigen“ Ausbildungsmarkt niederschreiben. Es ist wieder einmal Krise, Ausbildungsplätze gibt es kaum. Charly wird von Henzel „Karl“, Birgit „Gitti“ genannt und das Wort „Lehrlinge“ korrigiert er auf Charlys Einwand hin nur deshalb in „Auszubildende“, weil das den Schwierigkeitsgrad erhöht. Charly verweigert das Diktat und fühlt sich von seinen Mitschüler*innen im Stich gelassen – seine Wut wächst und richtet sich vor allem gegen Jo. Jo versucht, Anschluss an eine rechtsextreme Jugendbewegung zu finden – wer deren Feind eigentlich sein soll, ist ihm nicht klar. Aber er hat Ansichten von Erwachsenen gehört, die ihm ein rechtsextremes Weltbild plausibel erscheinen lassen. Als er sich eines Tages zu der kritischen Frage aufrafft, ob seine neuen „Kameraden“ eigentlich Nazis seien, antworten die: „Wir sind keine Nazis. Krieg und Hitler: Vorbei. Wir orientieren uns nach vorne. Zukunft!“ Jo wird schlussendlich im Nichts stehen: Weder eine fadenscheinige Idee von „Bürgerlichkeit“ im Eiscafé noch die „Bewegung“ und ihre nächtlichen Märsche nimmt ihm das Gefühl permanenter Erniedrigung. Sein Klassenlehrer Port sucht ihn im Eiscafé und verpasst ihn.