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Autoren Fereïdoun Ettehad, Klaus Volker Roth
Damen 1
Herren 2
Bereich Sprechtheater
Genre Jugend 

 

Cengiz, ein „Deutschtürke“, parodiert perfekt die Sprache, die ihm „Deutsche“ gern in den Mund legen. Nur „Kölsch“ und „Hochdeutsch“ gehen ihm noch leichter über die Lippen. Mit seiner KFZ-Werkstatt und ihrer Ergänzung durch eine Tankstelle müsste er eigentlich im Herzen einer „deutschen Leitkultur“ angekommen sein. Sein Azubi Viktor, ein „Russlanddeutscher“, definiert sich über Werte wie „Treue“ und ein traditionelles Familienbild. In einer (alb-)traumhaften Spiel-im-Spiel-Szene, von Cengiz anberaumt, erweist sich, wie verletzend ein Heimat-Begriff sein kann, der eine Identität von „Vaterland“ und „Person“ beansprucht. Blu, eine „deutsche Nomadin“, definiert sich über den Verlust des Hauses ihrer Großmutter – es fiel der Abrissbirne zum Opfer und war ihr letztes Zuhause. Immer wieder konfrontieren sich diese Menschen mit den Klischees, mit denen „man“ sie definiert – oszillierend zwischen spielerischer Aneignung und Konkurrenz um einen Platz in der BRD-Gesellschaft. Als sie beginnen, eine realistische Utopie zu praktizieren und „Blu’s Bar“ ins Leben rufen, wird ein Brandanschlag auf dieses neue, sehr reale Zuhause verübt. Hat die Tankstelle eine Zukunft als „Blu’s Bar“? Wer wird am Leben sein, um sie zu bevölkern?

Seit 1999 im Verlag ist das Stück jetzt, in den 20er Jahren, nicht weniger relevant: Rückblickend auf 1999 erschüttert die zeitliche Nähe zu den Morden des NSU und ihre späte, unzureichende Aufklärung ebenso wie die Kontinuität rechtsextremen Terrors im 20. und 21. Jahrhundert – von den Morden in Solingen, Hoyerswerda und Lübeck bis zu den Anschlägen von Halle, Hanau und Kassel. Strategien des rechten Terrors, wie sie bis in die 1980er Jahre die erst 1994 verbotene „Wiking-Jugend“ praktizierte, reflektiert das Stück „Auftritt von rechts“ (1981) von Gerhard Eikenbusch in unserem Katalog. Mit „Menschenlandschaften“ von Nazim Hikmet ist ein Werk vertreten, das als „moderner Klassiker“ der „Weltliteratur“ gilt und im deutschsprachigen Theater keine Resonanz findet. „Die Küche der Reichen“ von Vasif Öngören erzählt gewitzt von den politischen Umbrüchen in der Türkei 1970/71 – und erinnert nebenbei an die Geschichte einer türkisch-deutschen/deutsch-türkischen Community in der Bundesrepublik, die sich seit dem „Anwerbeabkommen“ (1961) zwischen Türkei und BRD, herausbilden konnte.